...zur Frage:
„Welchen Stellenwert soll das Verhältnis zwischen Natursphäre und Menschenwelt in unserer Partei erhalten?“
Acht Gedanken - ein Wald - ein Rad...
(...dieser Text ist Anfang des Jahres gediehen. die Anordnung der einzelnen Teile entspricht einem Kreis, das lässt sich in Textform leider nicht gut zeigen. Ich wollte ihn erst in meiner Präsentation am BuPa einfliessen lassen, hab ich mich aber dann für das Infragestellen der Säulenmetapher entschieden, was mir wichtiger erschien....)
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Vorbemerkung - Die Präambel unserer Satzung enthält folgende Passage:
Diese
Passage möchte ich vertiefen und habe einige Gedanken gesammelt, die
der Frage im Titel gewidmet sind. Ich glaube, dass die Sphäre / die
Dimension / die Essenz der Natur uns noch viel mehr bedeuten könnte, als
ein der Vollständigkeit halber genannter Aspekt des gesellschaftlichen
Miteinanders, womit ich die Klarheit und Schönheit der Präambel
keineswegs infrage stellen möchte.
Es handelt sich bei diesem Papier
um eine bloße Skizze, die der Ausarbeitung bedarf. In herkömmlicher
Terminologie entspricht der Gedankenwald dem Entwurf zu einem
Thesenpapier. Sie stehen hier in einem offenen und liebevoll
bereitgestellten Gedankenraum - und bedürfen nach meiner Auffassung als
Diskussionsimpuls in diesem Stadium noch nicht persönlicher diskursiver
Distanz, fundierter Argumentation oder Angabe von Quellen.
2. DER BAUM ALS IDEALFALL DER SÄULE
Säulen
verkörpern kulturelle Werte, insbesondere solche von Erhabenheit:
Tempel, Reichstag, Kathedrale...
Eine Basisdemokratische Partei braucht
andere Metaphern und Bilder, nämlich solche einer lebensnahen
Horizontale. Windrose, Himmelrichtungen, Kreis (im Sinne einer
Gesellschaftsform), Rad (im indigenen Verständnis), Elemente (im Sinne
antiker Kosmologien) erscheinen plausibel und vermitteln Menschen in
einleuchtender Weise, dass ein neuer Weg bereitet wird.
Der Baum als
Bild für einen komplexen Organismus der Stärke, gegenseitigen Achtung
und Bezugnahme aufeinander könnte hier ein goldener Mittelweg sein
zwischen Säule und Kreis...
3. NATUR ALS INHABERIN JURISTISCHER RECHTE
IN NEOINDIGENER AUFFASSUNG
In
Lateinamerika gibt es eindrucksvolle Beispiele für eine sachliche,
staatsrechtliche Aufwertung der Natur - wie etwa das „Pacha-Mama-Gesetz“
in Bolivien. Es gibt Staaten, in denen Anwälte aus öffentlicher Hand
bezahlt werden, um Rechte der Tiere, Pflanzen, Landschaften zu
vertreten.
Sich hieran zu orientieren, kann ein gutes Signal sein:
Sowohl für eine Aufwertung der Natur als verehrenswerte und
schützenswerte Dimension der Welt (a priori, unabhängig vom Menschen)
als auch für eine weltoffene, kosmopolitische Orientiertheit.
4. NATUR ALS URSPRUNG WIRKSAMER MEDIZINKONZEPTE
Zu
den wichtigen Alternativen zur konventionellen akademischen Medizin
zählen ausser den relativ neuen Wegen wie der Homöpathie oder der
Quantenmedizin auch die Heiltraditionen alter Hochkulturen (wie
Akupunktur) oder Stammeskulturen (wie Schamanismus, Pflanzenmedizin) mit
oftmals jahrtausendealten Erfahrungswerten.
Sie basieren in den
allermeisten Fällen auf der Grundannahme, dass wirkliche Heilung nur aus
der Natur (Mutter Erde) kommen kann, unterstützt und getragen von der
geistigen Dimension (Vater Himmel) und verwirklicht in einem
ganzheitlichen Bild des Menschen und der Gesundheit.
5. NATUR ALS KULTURELLE PATIN DER BASISDEMOKRATIE
In
den unter 4. erwähnten Kulturen hat der Kreis, in dem gesprochen und
beraten wird einen hohen Stellenwert.
Hier kann das Wort jedes einzelnen
Stammesmitglieds im Idealfall den gleichen Platz einnehmen und das
gleiche Gewicht haben wie das des Häuptlings - zudem wird so jedes
Mitglied gesehen und wahrgenommen.
Die Natur steht in diesem Verständnis
als eine Art kulturelle Patin für vordemokratisches, urdemokratisches
und letztendlich basisdemokratisches Vorgehen im kollektiven
Miteinander.
6. NATUR ALS KORREKTIV GEGENÜBER EINEM TABU DES TODES
Die
Idee, Menschen im Dienste einer Risikominimierung zu impfen, findet
besonderen Anklang und greift um sich in einem kollektiven Klima oder
einem vorherrschenden Weltbild, in dem der Tod als Tatsache weitgehend
ausgeblendet ist.
Die Wahrnehmung der Natur und Ausrichtung an ihr kann
die bornierte Ignoranz gegenüber den Kreisläufen des Lebens, dem
Rhythmus des Werdens und Vergehens überwinden helfen. Die Natur erinnert
uns in dieser Hinsicht an eine vernünftige Balance zwischen Lebenwollen
und Sterbenkönnen.
7. NATUR ALS VAKANTES UND
IM GEFÜGE DES LOBBYISMUS VERWAISTES THEMA
Die Grünen haben als Partei, die sich der Natur in der oben beschriebenen Weise verpflichtet fühlt, vollkommen ausgedient, wie insbesondere die Bundespolitik der letzten Jahre gezeigt hat - die Rolle einer großen Naturpartei ist vakant und gehört dringend neu verkörpert, denn die Begrenzung wirtschaftlichen Wachstums zugunsten der Natur braucht mehr denn je eine starke politische Lobby. Dass Die Basis dabei nicht zu einer Neuauflage der Grünen verkümmern wird, versteht sich von selbst. Dies ist bereits durch die Erfahrung mit den Grünen gewährleistet und findet Ausdruck in einem wesentlich weiter gefassten Kohärenz-Verständnis.
8. NATUR ALS STIFTERIN DES GROSSEN SINNZUSAMMENHANGS
Achtsamkeit,
Schwarmintelligenz, Machtbegrenzung und Freiheit sind Begriffe, die
vermutlich von den meisten Menschen erst einmal im gesellschaftlichen
Sinne aufgefasst werden. Diese vier Topoi können und sollen ihre tiefere
Verankerung aber darüberhinaus im Reich der Natur finden - die Idee der
Schwarmintelligenz ist ohnehin der Biologie entlehnt, der Naturbezug
der anderen drei Topoi wäre zu erörtern.
Oldenburg 07.01.2021
skizziert für eine Diskussion