Oh - ich war immer hier....

„O, dy Gamla Moder Jord, var har dy varit den hela langa Natten?“
„O, lie her.“

„Oh, du alte Mutter Erde, wo warst du gewesen in der ganzen langen Nacht?“
„Oh, ich war immer hier.“

Skandinavisches Lied



Jahrzehnte später….

Die Natur ist zurückgekehrt - und sie steht dort, wo sie immer stand. Im Mittelpunkt der Welt. Sie ist die Wirklichkeit, auf der alles beruht. Neue Ideen, Visionen, Projekte, die Fähigkeit zur Abkehr von Irrwegen und alle wesentlichen Einsichten sind aus ihrer Weisheit, aus ihrem Reichtum gespeist. Gedankenwälder haben Gedankengebäude abgelöst.

Die lieblich-naive Vorstellung von Mutter Erde hat sich weiterentwickelt in ein ernst-frohes Bewusstsein von der Heiligkeit der Materie, was nicht als religiöse Aussage verstanden sein will. Dank der Erkenntnis, dass nicht die Materie, sondern die verengte Vorstellung von ihr das Problem war, hat der Begriff des Materialismus seinen düster negativen Geschmack verloren. Die Welt wurde freier, auch die der Begriffe. Die Menschen begannen zu erkennen, dass es nicht um die Begriffe geht als die Werkzeuge zum Erfassen der Wirklichkeit, sondern um die Wirklichkeit selber.

Die digitale Welt hat in diesem Zuge nach und nach ihre Faszination verloren, indem die Tatsache des Erschaffens und Fantasierens, des Tanzens und Singens, des Liebens und Lebens wiedererkannt wurde.

Der anrüchige Verdacht des „Völkischen“, der insbesondere in Deutschland auf aller Natur- und Erdbezogenheit lastet, ist gewichen. Im interkulturellen Austausch und der wiederentdeckten Solidarität der Völker und indigenen Kulturen wurde deutlich, dass das friesische und das sächsische, das pommersche und das bajuwarische ebenfalls tief in indigenen Wirklichkeiten wurzelt, wo es ergänzt wurde, überlagert und befruchtet von Völkerwanderungen und kulturellen Durchdringungen. Dieses neuerfahrene Gefühl für die Regionen mit ihren Landstrichen und Mundarten hat den Kommunen größere Bedeutung als Basis Deutschlands verliehen. Die dröhnende Tendenz zum Zentralstaat mitsamt seiner restriktiven Energie hat begonnen sich zurückzubilden, der weiteren Dezentralisierung Deutschlands wird hoffnungsvoll entgegengesehen als Schritt in eine neue menschennahe Realität in lebendiger Liebe zu einem schönen, stolzen Deutschland der Regionen.

In der Verbindung mit der Erde konnten nach und nach alten die alten Traumata vergangener Zeiten gelöst und geheilt werden. Zwangschristianisierung, aristokratische und klerikale Verwerfungen, der schwelende Schmerz des Holocaust sowie jahrzehnte- und jahrhundertelang nicht erfasste historische Verwundungen heilen und lösen sich auf. Die Menschen haben gelernt, diese Wunden als Bestandteil ihrer gemeinsamen Vergangenheit anzunehmen und an ihnen zu wachsen und zu reifen. Es ist ein langsamer, ruhiger, beglückender Prozess in gegenseitiger Hochachtung.

In langen und heftig geführten Auseinandersetzungen über Gesundheitsfragen hat sich letztendlich weitgehend die Erkenntnis verbeitet, dass die größtmögliche Heilung stets aus der Natur kommt. Infolgedessen haben sich Im offenen Austausch zwischen modernen und archaischen medizinischen Traditionen der Welt die Verhältnisse nachhaltig entspannt. Seither unterliegen Impfungen wie jede andere Behandlungsform wieder der freien persönlichen Entscheidung jedes einzelnen Menschen. Durch die Rückverbindung mit der Natur und dem Gewahrwerden ihrer Zyklen hat sich auch das Verhältnis zum Tod weitgehend harmonisiert, so dass Menschen auf diesem Feld weder mit Tabus belastet noch von modischen Tabubrüchen überfordert werden. Das Sterben wird wie die Geburt erkannt als eines der großen Mysterien unserer Lebenswirklichkeit.

Die polarisierende Widerspruch zwischen technoider Machbarkeitsdynamik und dem ruhevollen Primat der Natur hat sich allmählich aufgelöst. Die Faszination der Digitalisierung, der künstlichen Intelligenz und des Transhumanismus sind verblasst, nachdem die Menschen zunehmend erkannt haben, dass der Urspung des Lebens in der Natur liegt, befruchtet vom Geist der Sternenwelt, jener anderen, kosmischen Realität, die in der alten verkehrt-materialistischen Auffassung von der trügerischen Autorität der Wissenschaften okkupiert war.

Gesellschaftliche Konflikte lösen sich im Bewusstsein einer universalen Geschwisterschaft. Denn Kinder, die Mutter Erde und Vater Himmel als gemeinsame Eltern erkennen, brauchen keinen Streit mehr zu führen.

Nun kann alles nebeneinander bestehen. Unsere vormals vermeintlich schwache, zu schützende Mutter Erde ist regional, national und global zur Königin gekrönt. Sie leuchtet, pulsiert und fruchtet in aller Kraft. Die Menschen entdecken Tag für Tag ihre Liebe zu ihr. Sie brauchen keine Weisungen und Verbote, um im harmonischen Einklang mit der Natur zu leben, keine Beweisführungen und Widerlegungen - alles vernünftige Handeln kommt aus der Liebe.


Alexander Goretzki
Oldenburg, im Juni 2021

Sonntag, 11. Juli 2021

im Vorfeld: Januar 2021 - Gedankenwald...

 ...zur Frage:

„Welchen Stellenwert soll das Verhältnis zwischen Natursphäre und Menschenwelt in unserer Partei erhalten?“


Acht Gedanken - ein Wald - ein Rad...

  (...dieser Text ist Anfang des Jahres gediehen. die Anordnung der einzelnen Teile entspricht einem Kreis, das lässt sich in Textform leider nicht gut zeigen. Ich wollte ihn erst in meiner Präsentation am BuPa einfliessen lassen, hab ich mich aber dann für das Infragestellen der Säulenmetapher entschieden, was mir wichtiger erschien....)

 ____________________

 

Vorbemerkung - Die Präambel unserer Satzung enthält folgende Passage:

„Das bedeutet auch, dass der Mensch anerkennt, dass er Teil des Gesamten ist. 
Er ist Teil der Welt, der Natur, zu der auch Tiere und Pflanzen gehören. 
Das beinhaltet, dass der Mensch voll verantwortlich diese Welt 
und diese Natur achtet, für sie sorgt, sie schützt und gesund erhält.“


Diese Passage möchte ich vertiefen und habe einige Gedanken gesammelt, die der Frage im Titel gewidmet sind. Ich glaube, dass die Sphäre / die Dimension / die Essenz der Natur uns noch viel mehr bedeuten könnte, als ein der Vollständigkeit halber genannter Aspekt des gesellschaftlichen Miteinanders, womit ich die Klarheit und Schönheit der Präambel keineswegs infrage stellen möchte.
Es handelt sich bei diesem Papier um eine bloße Skizze, die der Ausarbeitung bedarf. In herkömmlicher Terminologie entspricht der Gedankenwald dem Entwurf zu einem Thesenpapier. Sie stehen hier in einem offenen und liebevoll bereitgestellten Gedankenraum - und bedürfen nach meiner Auffassung als Diskussionsimpuls in diesem Stadium noch nicht persönlicher diskursiver Distanz, fundierter Argumentation oder Angabe von Quellen.


 
 

1. NEUES POLITIKVERSTÄNDNIS STÜTZEN
 DURCH ÜBERGEORDNETE ROLLE DER NATUR
 
In einer Zeit, in der politischen Parteien zunehmend misstraut wird, in der sogar immer mehr Menschen zögern, „noch einmal“ eine Partei zu gründen, kann das Postulieren eines hohen Stellenwertes der Natur hilfreich sein - einerseits um in ihr einen Ansatz für eine wirklich neue Politikpraxis zu finden, andererseits um diesen plastisch zu vermitteln.
Die Natur fungiert in einer solchen Auffassung auch als eine Art höhere Instanz, der wir als Menschen untergeordnet sind. Schöpfung, Mutter Erde, Heimatplanet - eine übergeordnete Natur kann in vielen weltanschaulichen Auffassungen Ausdruck finden und so zu einem breiten konsensfähigen Spektrum an konstruktiven Grundannahmen beitragen.

 
2. DER BAUM ALS IDEALFALL DER SÄULE

Säulen verkörpern kulturelle Werte, insbesondere solche von Erhabenheit: Tempel, Reichstag, Kathedrale...
Eine Basisdemokratische Partei braucht andere Metaphern und Bilder, nämlich solche einer lebensnahen Horizontale. Windrose, Himmelrichtungen, Kreis (im Sinne einer Gesellschaftsform), Rad (im indigenen Verständnis), Elemente (im Sinne antiker Kosmologien) erscheinen plausibel und vermitteln Menschen in einleuchtender Weise, dass ein neuer Weg bereitet wird.
Der Baum als Bild für einen komplexen Organismus der Stärke, gegenseitigen Achtung und Bezugnahme aufeinander könnte hier ein goldener Mittelweg sein zwischen Säule und Kreis...

 
3. NATUR ALS INHABERIN JURISTISCHER RECHTE
IN NEOINDIGENER AUFFASSUNG

In Lateinamerika gibt es eindrucksvolle Beispiele für eine sachliche, staatsrechtliche Aufwertung der Natur - wie etwa das „Pacha-Mama-Gesetz“ in Bolivien. Es gibt Staaten, in denen Anwälte aus öffentlicher Hand bezahlt werden, um Rechte der Tiere, Pflanzen, Landschaften zu vertreten.
Sich hieran zu orientieren, kann ein gutes Signal sein: Sowohl für eine Aufwertung der Natur als verehrenswerte und schützenswerte Dimension der Welt (a priori, unabhängig vom Menschen) als auch für eine weltoffene, kosmopolitische Orientiertheit.
 

4. NATUR ALS URSPRUNG WIRKSAMER MEDIZINKONZEPTE

Zu den wichtigen Alternativen zur konventionellen akademischen Medizin zählen ausser den relativ neuen Wegen wie der Homöpathie oder der Quantenmedizin auch die Heiltraditionen alter Hochkulturen (wie Akupunktur) oder Stammeskulturen (wie Schamanismus, Pflanzenmedizin) mit oftmals jahrtausendealten Erfahrungswerten.
Sie basieren in den allermeisten Fällen auf der Grundannahme, dass wirkliche Heilung nur aus der Natur (Mutter Erde) kommen kann, unterstützt und getragen von der geistigen Dimension (Vater Himmel) und verwirklicht in einem ganzheitlichen Bild des Menschen und der Gesundheit.

 
5. NATUR ALS KULTURELLE PATIN DER BASISDEMOKRATIE

In den unter 4. erwähnten Kulturen hat der Kreis, in dem gesprochen und beraten wird einen hohen Stellenwert.
Hier kann das Wort jedes einzelnen Stammesmitglieds im Idealfall den gleichen Platz einnehmen und das gleiche Gewicht haben wie das des Häuptlings - zudem wird so jedes Mitglied gesehen und wahrgenommen.
Die Natur steht in diesem Verständnis als eine Art kulturelle Patin für vordemokratisches, urdemokratisches und letztendlich basisdemokratisches Vorgehen im kollektiven Miteinander.

 
6. NATUR ALS KORREKTIV GEGENÜBER EINEM TABU DES TODES

Die Idee, Menschen im Dienste einer Risikominimierung zu impfen, findet besonderen Anklang und greift um sich in einem kollektiven Klima oder einem vorherrschenden Weltbild, in dem der Tod als Tatsache weitgehend ausgeblendet ist.
Die Wahrnehmung der Natur und Ausrichtung an ihr kann die bornierte Ignoranz gegenüber den Kreisläufen des Lebens, dem Rhythmus des Werdens und Vergehens überwinden helfen. Die Natur erinnert uns in dieser Hinsicht an eine vernünftige Balance zwischen Lebenwollen und Sterbenkönnen.
 

7. NATUR ALS VAKANTES UND
IM GEFÜGE DES LOBBYISMUS VERWAISTES THEMA

Die Grünen haben als Partei, die sich der Natur in der oben beschriebenen Weise verpflichtet fühlt, vollkommen ausgedient, wie insbesondere die Bundespolitik der letzten Jahre gezeigt hat - die Rolle einer großen Naturpartei ist vakant und gehört dringend neu verkörpert, denn die Begrenzung wirtschaftlichen Wachstums zugunsten der Natur braucht mehr denn je eine starke politische Lobby.
Dass Die Basis dabei nicht zu einer Neuauflage der Grünen verkümmern wird, versteht sich von selbst. Dies ist bereits durch die Erfahrung mit den Grünen gewährleistet und findet Ausdruck in einem wesentlich weiter gefassten Kohärenz-Verständnis.


8. NATUR ALS STIFTERIN DES GROSSEN SINNZUSAMMENHANGS

Achtsamkeit, Schwarmintelligenz, Machtbegrenzung und Freiheit sind Begriffe, die vermutlich von den meisten Menschen erst einmal im gesellschaftlichen Sinne aufgefasst werden. Diese vier Topoi können und sollen ihre tiefere Verankerung aber darüberhinaus im Reich der Natur finden - die Idee der Schwarmintelligenz ist ohnehin der Biologie entlehnt, der Naturbezug der anderen drei Topoi wäre zu erörtern.


Dies wäre ein anderer, tiefgreifenderer Ansatz. Ein achtsames Verhältnis
zu Natur, Tieren und Pflanzen in einer Satzungspräambel lediglich zu erwähnen,
ist schön - und gut. Aber laufen derartige Statements womölglich Gefahr, 
als vergleichsweise wohlfeil und wahlstrategisch, wenn nicht gar 
kosmetisch angesehen zu werden?


Alexander Goretzki
Oldenburg 07.01.2021
skizziert für eine Diskussion 
in der Basisdemokratischen Partei Deutschland



auf der Suche nach Plastizität: Juni / Juli 2021 - Alternative Vorbemerkung...

...zum „Gedankenwald Natur und dieBasis“

(Weiterer Versuch einer Positionsbestimung in der ökologischen ganzheitlichen Perspektive. Zugleich ein Versuch, dem eigentlichen Unterschied zwischen dem Mensch und Natur als zentrale Orientierungspunkt auf die Spur zu kommen, entstnaden kurz nach Einreichen der Vision und teilweise geprägt von aktuellen kommunalpolitischen Diskussionen zu Umweltfragen) 

Die Präambel unserer Satzung enthält folgende Passage:

„Das bedeutet auch, dass der Mensch anerkennt, dass er Teil des Gesamten ist. 
Er ist Teil der Welt, der Natur, zu der auch Tiere und Pflanzen gehören.    
Das beinhaltet, dass der Mensch voll verantwortlich diese Welt 
und diese Natur achtet, für sie sorgt, sie schützt und gesund erhält.“

Diese Passage aus der Präambel der Satzung möchte ich vertiefen und erweitern zu einer Vision. Es ist die Vision einer Welt, bei der die Natur im Zentrum steht. Wir können „Natur und Umwelt“ auffassen als eines der großen menschheitlichen gesellschaftlichen politischen Themen - oder wir stellen die Natur ins Zentrum unserer Welt - dorthin nämlich, wo sie sich ohnehin ganz real befindet.

Diese beiden noch skizzenhaften Räder oder Windrosen der Orientierung mögen das verdeutlichen. Die Begriffe sind hier noch vorläufig, diese Darstellung dokumentiert nur eine Suche nach einer treffenden Anschauung.
Ich glaube, dass die Sphäre / die Dimension / die Essenz der Natur uns noch viel mehr bedeuten könnte, als ein der Vollständigkeit halber genannter Aspekt des gesellschaftlichen Miteinanders. Damit sei aber die Klarheit und Schönheit der Präambel unserer Bundes-Satzung keineswegs infragegestellt!

 Es handelt sich bei diesem Papier um eine bloße Skizze, die der Ausarbeitung bedarf. In herkömmlicher Terminologie entspricht der Gedankenwald dem Entwurf zu einem Thesenpapier. Sie stehen hier in einem offenen und liebevoll bereitgestellten Gedankenraum - und bedürfen nach meiner Auffassung als Diskussionsimpuls in diesem Stadium noch nicht persönlicher diskursiver Distanz, fundierter Argumentation oder Angabe von Quellen.

Wir Menschen unserer Zeit sind es gewohnt, den Materialismus abzulehnen. Dass wir damit ein essentielles Meme ablehnen, das sich dem Zentrum „Mutter“ verdankt, sich um es scharrt, sich auf es bezieht, ihm huldigt - kümmert uns dabei wenig. Wir haben uns viel zu sehr daran gewöhnt, das Kind mit dem Bade auszuschütten.

Natürlich ist es stimmig, die GRÜNEN abzulehnen. Doch in der Befreiung, dem Aufatmen, das in dem kollektiven Gefühl „jetzt ist Schluss damit“ mitschwingt, tönt noch etwas anderes, nämlich der Impuls, alles das, wofür die GRÜNEN jahrzehntelang aus Hingabe zur Welt gekämpft haben, über Bord zu werfen.
Wenn wir innehalten und hinhorchen, was nötig ist, um die Natur als höchste Realität ins Zentrum zu stellen, haben wir die Chance, eine Vision von Relevanz für die ganze Menschheit zu entwickeln.

 Alexander Goretzki Juni / Juli 2021

im nachklang: juli 2021 - resonanz zum visionsentwurf

(...kurz nach Einreichen der Vision nachgesetzt - aus dem Bedürfnis heraus, sanft aber dringlich auf die von mir so gefühlte hohe Priorität hinzuweisen...)
 
hat die vision sich schon kristallisiert,
die vor einiger zeit ich euch zugesandt habe?
gefror sie in irgendein zwischenreich ein?

oder ist sie womöglich auch dort, in der virtuell
leuchtenden sphäre des netzes beweglich,
und atmet und wächst sie? pulsiert sie und strahlt?

denn sie will sich entwickeln und treten ins leben,
die eigenen farben und formen entfalten,
gesetze und logik uns klar offenbaren.

ich wünschte, es wäre doch nur schon soweit,
dass der ausblick und grundgehalt achtsam zur kenntnis
genommen, verstanden, bedacht und besprochen.

es geht ja um’s weit-in-die-zukunft-uns-weisende  
sein: das verhältnis von mensch und natur.
die natur - die doch grundlage, mittelpunkt, quelle

und ruh’statt des lebens - seh’ meist ich erwähnt bloß
in kleiner bemerkung am rand, zwischen randthemen
parlamentarischer demokratie.

sie gehört aber doch wohl ins zentrum von jeglicher
wahrnehmung, jeder option! - und was vor unser’m
staatswesen stattfand, fand statt in den heiligen

hainen, an thingstätten, an dem orakel
gewidmeten plätzen, bei baumgruppen:
orten, die uns schon seit anbeginn von

mutter erde bereitgestellt scheinen, auf dass
wir uns in ihrem schutz klug versammelten, um
zu erfinden, zu bauen, zu regeln, zu lösen.

und immerhin scheint dieser ort: die präambel
der satzung für uns’re gemeinschaft der kinder
der erde, dieBasis, die aufbricht ins neue,

uns würdig, bemessen und recht - doch erstrahlen
noch nicht die unendlichkeit und nicht die kräfte
die jedwedem irdischen wesen zu eigen.


* * *

so halten wir inne und schau'n das geschehen:
wir sehen bewegungen kommen und gehen.
extinction rebellion, change.org und dergleichen,
sie werden den kern der welt niemals erreichen.

auch fridays for future sind teil vom getriebe.. 
     (kurze Pause / innehalten)
so bleibt uns nur eines: erwecken der liebe
der menschen zum ursprung, zur heimat, zur erde,
so dass diese welt eine andere werde.

wo liebe zu mutter und vater vorhanden
wo geist und materie endlich sich fanden
da können die menschen einander vertrau’n
und in liebender kraft eine wirklichkeit bau’n.

Alexander Goretzki
Oldenburg Anfang Juli 2021

im Dialog - "Erdreligion"?

(...dies ist die Entgegnung auf einen meines Erachtens recht fragwürdigen Einwurf eines "Wissenden" in einem Telegram-Chat. Werde den besagten Beitrag, auf den sich dieser Text bezieht, nachreichen, wenn ich dafür Einverständnis erhalten habe...)


Guten Tag. Mein Name ist Alexander Goretzki. Ich gehöre keiner „Erdreligion“ an und beabsichtige nicht, mich zu einer solchen verführen zu lassen.


Mein Leben und meine Wirklichkeit ist orientiert an Dank und Verehrung für Mutter Erde, meinen Ursprung, meine Lebensquelle, meine Ernährerin und meine Grabstelle und an Dank und Verehrung für Vater Himmel, meine Sonnen-, Sternen- und Geisteskraft, meine Vision, vielleicht die Heimat meiner unsterblichen Seele.
 

Dies ist keine Religion. Es ist eine tiefe, kraftspendende, sinngebende und inspirierende Verbindung mit den Wirklichkeiten, von denen ich mich als Mensch welcher weltanschaulichen Ausrichtung, welchen kulturellen Herkunftsphäre auch immer ich mich geprägt, getragen, geleitet sehe.


Bei den Fridays for Future, Extinction Rebellion, Grünen  und anderen, die ihre vermeintlichen Weltrettungen in einem panischen Wahn der Desorientierung schreien, sehe ich nicht im mindesten eine solche Verbundenheit. Ob sie dem Vatikan unterstehen, weiss ich nicht. Mag sein. Auf jeden Fall sehe ich in diesen Bewegungen und ihren Menschen keinen Sinn für das Da-Sein der Wirklichkeit.
Mit meinem Herzen stehe ich auf der Seite der Indigenen. Sie sind für mich die legitimen Lehrer dieser Welt und ihre Kenntnisse, Weisheit und Können bestätigen dies. Wer heilt - das heisst zusammenfügt, vollständig macht - hat recht.
 

Die Germanen, denen die katholische Kirche unter Todesandrohung ihren Glauben eingeimpft, ihre heiligen Bäume zerstört und ihnen bis heute primitive Rohheit inklusive Menschenopfern unterstellt haben. Die brasilianischen Völker des Waldes, die gegen Bulldozer, Gier, Vergewaltigung und Zerstörung ihrer Pacha Mama  unter Lebensgefahr aufstehen.
 

Arco-Iris, der Regenbogen, ist ein Ursymbol für diese Wirklichkeit, diese nicht zu diskutierende Wahrheit der Natur. Es ist eben kein erfundenes Zeichen - sondern ein gefundenes. Der Regenbogen steht für die Tatsache der Welt und ihre Schönheit. Mehr noch: Für das Verhältnis des Menschen zur Schöpfung, denn die Farbenfolge des Regenbogenspektrums wurde von klugen Kulturen übertragen auf die Darstellung der vertikal angeordneten Energiepunkte im menschlichen Körper wieder, die unter dem Sanskrit-Begriff Chakra bekannt sind.

Allein wie herrlich diesem Sturm ersprießend,
Wölbt sich des bunten Bogens Wechsel-Dauer,
Bald rein gezeichnet, bald in Luft zerfließend,
Umher verbreitend duftig kühle Schauer.
Der spiegelt ab das menschliche Bestreben.
Ihm sinne nach und du begreifst genauer:

Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.
Goethe Faust II
4721 - 4727


Hier geht es noch ums Streben - statt ums Sein. Schliesslich haben wir’s mit dem Schwerenöter und Glückssucher Faust zu tun. Selbiger hat sich soeben von der aufgehenden Sonne abgewandt, weil sie ihn doch zu sehr blendet - und erblickt in froher Überraschung den Regenbogen. 


Doch auch hier ist zu erahnen: Der Mensch hat die Möglichkeit, sich in der Natur wiederzuerkennen oder gar - zu finden. Dass ein solch machtvolles Symbol hundertfach missbraucht wird, versteht sich von selber. Sich von ihm abzuwenden halte ich für eine schwache Position, die letztendlich einem ziemlich kläglichen Framing folgt.

Vision: Juni 2021 - Oh, ich war immer hier.

 „O, dy Gamla Moder Jord, var har dy varit den hela langa Natten?“
„O, lie her.“
 
„Oh, du alte Mutter Erde, wo warst du gewesen in der ganzen langen Nacht?“
„Oh, ich war immer hier.“

Skandinavisches Lied


Jahrzehnte später….

Die Natur ist zurückgekehrt - und sie steht dort, wo sie immer stand. Im Mittelpunkt der Welt. Sie ist die Wirklichkeit, auf der alles beruht. Neue Ideen, Visionen, Projekte, die Fähigkeit zur Abkehr von Irrwegen und alle wesentlichen Einsichten sind aus ihrer Weisheit, aus ihrem Reichtum gespeist. Gedankenwälder haben Gedankengebäude abgelöst.

Die lieblich-naive Vorstellung von Mutter Erde hat sich weiterentwickelt in ein ernst-frohes Bewusstsein von der Heiligkeit der Materie, was nicht als religiöse Aussage verstanden sein will. Dank der Erkenntnis, dass nicht die Materie, sondern die verengte Vorstellung von ihr das Problem war, hat der Begriff des Materialismus seinen düster negativen Geschmack verloren. Die Welt wurde freier, auch die der Begriffe. Die Menschen begannen zu erkennen, dass es nicht um die Begriffe geht als die Werkzeuge zum Erfassen der Wirklichkeit, sondern um die Wirklichkeit selber.

Die digitale Welt hat in diesem Zuge nach und nach ihre Faszination verloren, indem die Tatsache des Erschaffens und Fantasierens, des Tanzens und Singens, des Liebens und Lebens wiedererkannt wurde.

Der anrüchige Verdacht des „Völkischen“, der insbesondere in Deutschland auf aller Natur- und Erdbezogenheit lastet, ist gewichen. Im interkulturellen Austausch und der wiederentdeckten Solidarität der Völker und indigenen Kulturen wurde deutlich, dass das friesische und das sächsische, das pommersche und das bajuwarische ebenfalls tief in indigenen Wirklichkeiten wurzelt, wo es ergänzt wurde, überlagert und befruchtet von Völkerwanderungen und kulturellen Durchdringungen. Dieses neuerfahrene Gefühl für die Regionen mit ihren Landstrichen und Mundarten hat den Kommunen größere Bedeutung als Basis Deutschlands verliehen. Die dröhnende Tendenz zum Zentralstaat mitsamt seiner restriktiven Energie hat begonnen sich zurückzubilden, der weiteren Dezentralisierung Deutschlands wird hoffnungsvoll entgegengesehen als Schritt in eine neue menschennahe Realität in lebendiger Liebe zu einem schönen, stolzen Deutschland der Regionen.

In der Verbindung mit der Erde konnten nach und nach alten die alten Traumata vergangener Zeiten gelöst und geheilt werden. Zwangschristianisierung, aristokratische und klerikale Verwerfungen, der schwelende Schmerz des Holocaust sowie jahrzehnte- und jahrhundertelang nicht erfasste historische Verwundungen heilen und lösen sich auf. Die Menschen haben gelernt, diese Wunden als Bestandteil ihrer gemeinsamen Vergangenheit anzunehmen und an ihnen zu wachsen und zu reifen. Es ist ein langsamer, ruhiger, beglückender Prozess in gegenseitiger Hochachtung.

In langen und heftig geführten Auseinandersetzungen über Gesundheitsfragen hat sich letztendlich weitgehend die Erkenntnis verbeitet, dass die größtmögliche Heilung stets aus der Natur kommt. Infolgedessen haben sich Im offenen Austausch zwischen modernen und archaischen medizinischen Traditionen der Welt die Verhältnisse nachhaltig entspannt. Seither unterliegen Impfungen wie jede andere Behandlungsform wieder der freien persönlichen Entscheidung jedes einzelnen Menschen. Durch die Rückverbindung mit der Natur und dem Gewahrwerden ihrer Zyklen hat sich auch das Verhältnis zum Tod weitgehend harmonisiert, so dass Menschen auf diesem Feld weder mit Tabus belastet noch von modischen Tabubrüchen überfordert werden. Das Sterben wird wie die Geburt erkannt als eines der großen Mysterien unserer Lebenswirklichkeit.

Die polarisierende Widerspruch zwischen technoider Machbarkeitsdynamik und dem ruhevollen Primat der Natur hat sich allmählich aufgelöst. Die Faszination der Digitalisierung, der künstlichen Intelligenz und des Transhumanismus sind verblasst, nachdem die Menschen zunehmend erkannt haben, dass der Urspung des Lebens in der Natur liegt, befruchtet vom Geist der Sternenwelt, jener anderen, kosmischen Realität, die in der alten verkehrt-materialistischen Auffassung von der trügerischen Autorität der Wissenschaften okkupiert war.

Gesellschaftliche Konflikte lösen sich im Bewusstsein einer universalen Geschwisterschaft. Denn Kinder, die Mutter Erde und Vater Himmel als gemeinsame Eltern erkennen, brauchen keinen Streit mehr zu führen.

Nun kann alles nebeneinander bestehen. Unsere vormals vermeintlich schwache, zu schützende Mutter Erde ist regional, national und global zur Königin gekrönt. Sie leuchtet, pulsiert und fruchtet in aller Kraft. Die Menschen entdecken Tag für Tag ihre Liebe zu ihr. Sie brauchen keine Weisungen und Verbote, um im harmonischen Einklang mit der Natur zu leben, keine Beweisführungen und Widerlegungen - alles vernünftige Handeln kommt aus der Liebe.


Alexander Goretzki 
Oldenburg, im Juni 2021